Beispiel praktikumsbericht stoffwechsel.

Praktikumsbericht: „Untersuchung der Stoffwechselaktivität in Zellkulturen: Praktische Anwendung von Glukose- und Laktatmessungen“


1. Einleitung

  • Praktikumsstelle:
    Das Praktikum wurde am Institut für Molekulare Biologie der Universität Musterstadt im Labor für Zellstoffwechsel und Biochemie absolviert. Der Schwerpunkt lag auf der Untersuchung der Stoffwechselaktivität in Zellkulturen, insbesondere im Hinblick auf die Messung von Glukoseverbrauch und Laktatproduktion.
  • Ziel des Praktikums:
    Ziel des Praktikums war es, verschiedene Techniken zur Analyse des Energiestoffwechsels in Zellen kennenzulernen und anzuwenden. Dies beinhaltete die Messung von Glukose und Laktat in Zellkulturüberständen sowie das Verständnis der zugrunde liegenden Stoffwechselwege wie der Glykolyse und dem Citratzyklus.

2. Praktikumsinhalte

2.1. Grundlagen der Stoffwechselaktivität in Zellen

  • Zellstoffwechsel:
    Zellen nutzen Glukose als Hauptenergiequelle. Im Rahmen des aeroben Stoffwechsels wird Glukose in der Glykolyse zu Pyruvat abgebaut, das in den Citratzyklus eintritt. Unter anaeroben Bedingungen wird Pyruvat zu Laktat umgewandelt.
  • Glukoseverbrauch:
    Der Glukoseverbrauch in den Zellen gibt Aufschluss über die Energiebedürfnisse und den Stoffwechselzustand der Zellen. Je mehr Glukose verbraucht wird, desto höher ist die Stoffwechselaktivität.
  • Laktatproduktion:
    Laktat wird bei anaeroben Bedingungen produziert, wenn Glukose in Abwesenheit von Sauerstoff abgebaut wird. Eine hohe Laktatproduktion kann auf eine anaerobe Glykolyse hinweisen, die oft in Tumorzellen oder unter Hypoxiebedingungen (Sauerstoffmangel) auftritt.

2.2. Arbeitsmethoden

  • Zellkulturtechnik:
    Zunächst wurden HepG2-Zellen (Leberkrebszellen) in Dulbecco’s Modified Eagle Medium (DMEM) kultiviert. Die Zellen wurden in 96-Well-Platten ausgesät und bei 37°C und 5% CO2 in einem Inkubator gehalten. Die Zellen wurden regelmäßig beobachtet und passagiert, um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten.
  • Glukose- und Laktatmessungen:
    Um den Glukoseverbrauch und die Laktatproduktion der Zellen zu messen, wurden die Überstände der Zellkulturen entnommen. Die Glukosekonzentrationen wurden mit einem enzymatischen Glukosetestkit gemessen, während die Laktatkonzentrationen mit einem Laktat-Testkit bestimmt wurden. Die Messungen erfolgten spektrophotometrisch bei einer Wellenlänge von 540 nm.
  • Zellzahlbestimmung:
    Um die Stoffwechselaktivität pro Zelle zu bestimmen, wurde die Zellzahl in jeder Well mittels eines Trypan-Blau-Ausschlusstests gezählt.

2.3. Datenerhebung und -analyse

  • Protokollierung:
    Alle Daten wurden sorgfältig protokolliert, einschließlich der Glukoseverbrauchswerte und Laktatkonzentrationen in den Überständen. Parallel dazu wurde die Zellzahl erfasst, um den Glukoseverbrauch und die Laktatproduktion pro Zelle zu berechnen.
  • Statistische Auswertung:
    Die Daten wurden mit Hilfe von Excel und GraphPad Prism ausgewertet. Ein t-Test wurde verwendet, um signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen Zellkulturbedingungen (z. B. Normoxie vs. Hypoxie) zu ermitteln.

3. Ergebnisse

3.1. Glukoseverbrauch

  • Die HepG2-Zellen zeigten einen durchschnittlichen Glukoseverbrauch von 1,5 mM über einen Zeitraum von 24 Stunden unter Normoxiebedingungen. Unter Hypoxiebedingungen erhöhte sich der Glukoseverbrauch auf 2,3 mM, was auf eine gesteigerte Glykolyse hinweist.

3.2. Laktatproduktion

  • Die Laktatkonzentration im Überstand betrug unter Normoxiebedingungen 1,1 mM, während sie unter Hypoxie auf 3,2 mM anstieg. Dies bestätigt eine vermehrte anaerobe Glykolyse unter Sauerstoffmangel.

3.3. Zellzahl

  • Es wurde kein signifikanter Unterschied in der Zellzahl zwischen den Bedingungen festgestellt, was zeigt, dass der erhöhte Glukoseverbrauch und die Laktatproduktion unter Hypoxie nicht auf eine veränderte Zellproliferation, sondern auf eine gesteigerte Stoffwechselaktivität zurückzuführen sind.

4. Diskussion

4.1. Interpretation der Ergebnisse

  • Glukoseverbrauch und Laktatproduktion:
    Die Ergebnisse zeigen, dass die HepG2-Zellen unter Hypoxie vermehrt auf den anaeroben Stoffwechsel zurückgreifen. Der Anstieg des Glukoseverbrauchs und der Laktatproduktion unter Sauerstoffmangel ist typisch für Zellen, die auf Glykolyse angewiesen sind, um Energie zu gewinnen, wenn die oxidative Phosphorylierung gehemmt ist.
  • Warburg-Effekt:
    Dieser Effekt, bei dem Zellen trotz ausreichender Sauerstoffverfügbarkeit vermehrt Glykolyse betreiben und Laktat produzieren, wurde zuerst in Tumorzellen beobachtet und als Warburg-Effekt beschrieben. In dieser Studie konnte ein ähnlicher Effekt unter Hypoxiebedingungen gezeigt werden.

4.2. Bedeutung für die Forschung

  • Diese Ergebnisse liefern wertvolle Informationen für die Erforschung des Stoffwechsels von Tumorzellen. Insbesondere die Anpassung des Stoffwechsels an veränderte Umweltbedingungen wie Sauerstoffmangel könnte neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung von Krebs bieten.

4.3. Limitationen

  • Zeitliche Beschränkung:
    Das Praktikum erstreckte sich über nur 6 Wochen, was die Möglichkeit einschränkte, Langzeitbeobachtungen und Zusatzexperimente durchzuführen, um den Einfluss von Hypoxie über längere Zeiträume zu untersuchen.
  • Zellmodellsystem:
    Die verwendeten HepG2-Zellen repräsentieren ein spezifisches Tumorzellmodell. Es wäre interessant, andere Zelllinien zu untersuchen, um zu vergleichen, ob ähnliche Stoffwechselanpassungen auch in anderen Krebsarten auftreten.

5. Fazit

Das Praktikum hat einen tiefen Einblick in die Stoffwechselaktivität von Zellen gegeben, insbesondere in die Glukose- und Laktatmetabolismusmessungen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie Zellen ihren Stoffwechsel an veränderte Bedingungen wie Sauerstoffmangel anpassen und vermehrt auf anaerobe Glykolyse umsteigen. Dieses Wissen ist entscheidend für das Verständnis von Tumorstoffwechsel und könnte langfristig zur Entwicklung neuer Therapiestrategien führen.


6. Danksagung

Ich danke dem Team des Instituts für Molekulare Biologie für die Unterstützung während meines Praktikums und die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in der Stoffwechselforschung zu sammeln.


7. Literaturverzeichnis

  • Vander Heiden, M. G., Cantley, L. C., & Thompson, C. B. (2009). Understanding the Warburg effect: The metabolic requirements of cell proliferation. Science.
  • Lunt, S. Y., & Vander Heiden, M. G. (2011). Aerobic glycolysis: Meeting the metabolic requirements of cell proliferation. Annual Review of Cell and Developmental Biology.
  • Gatenby, R. A., & Gillies, R. J. (2004). Why do cancers have high aerobic glycolysis? Nature Reviews Cancer.